christine ruff ceramic

 

Die unprätentiöse, elementare Erscheinung der reinen Form kennzeichnet die keramischen Gefäß-Objekte von Christine Ruff. Seit 2004 arbeitet die 1959 (in Zell am Harmersbach) im Schwarzwald geborene Keramikerin an einer langsam aber stetig wachsenden Gruppe von schlichten, skulpturalen Objekten, die sich zwischen Kunst und Design, zwischen Raumobjekt und Gebrauchsgegenstand bewegen. Ausgehend von sakralen Gefäßen wie Taufbecken entwickelte Ruff zunächst drei doppelwandige, verschieden stark ausladende, große „Schalenvasen“ mit auffallend breitem Rand und verhältnismäßig kleiner Standfläche. Sowohl die großen als auch die kleineren haben jeweils die ihrer Größe entsprechende identische Standfläche und den gleichen Rand, sind jedoch in ihren Formen Variationen der ersten, stark ausladenden „Schalenvase“. Ähnlich einem Bildhauer hatte Ruff zunächst an verschiedenen Gipsmodellen, die auf einer Drehbank entstanden, die Form erprobt, die anschließend als Vorlage für die Gussform diente. In einem aufwendigen Herstellungsprozess, dessen Entwicklung fast eineinhalb Jahre in Anspruch genommen hat, wurden die „Schalenvasen“ aus Steinzeugton gegossen, da dieser die nötige Härte und Haltbarkeit aufweist. Die durch die Glasur entstehende weiche, matte Oberfläche war von Ruff besonders erwünscht, da sie die Materialität und Erscheinung von Gips oder Stein suggeriert. Gleichzeitig ermöglicht die helle, matte Oberfläche, dass auf ihr ein spannendes, abwechslungsreiches Wechselspiel zwischen Flächigkeit und Räumlichkeit sowie zwischen Licht und Schatten entsteht. Verstärkt wird dieser Eindruck, wenn die „Schalenvasen“ zu Gruppen aus drei oder mehr zusammengestellt werden, da nicht nur die Oberfläche, sondern auch die jeweilige Form das Licht und den Schatten unterschiedlich reflektiert.

 

 

 

In einem weiteren Schritt hat Ruff anschließend eine Reihe von Vasen – „Paarvasen“ und „Bauchvasen“ – entwickelt, die ebenfalls mit Variationen einer Grundform spielen. Diesmal handelte es sich um eine sehr schlanke, in der Mitte leicht ausladende Vase, die bei der „Paarvase“ ein sich anschmiegendes Gegenstück erhielt. Bei den „Bauchvasen“ wurde der Grundtyp immer stärker gestaucht, sodass die einzelnen „Vasen“ immer niedriger, dafür aber auch immer bauchiger wurden. Gerade an dieser Gruppe lässt sich der Wunsch Ruffs ablesen, ausgehend von Gegenständen des täglichen Gebrauchs der 1950er Jahre - wie einfache Schalen, Flaschen, Becher oder Vasen - Formen oder Objekte zu schaffen, an denen die Gebrauchsfähigkeit nach wie vor vorhanden beziehungsweise ablesbar ist, jedoch keinesfalls im Vordergrund steht. Christine Ruffs skulpturale Objekte geben einen spannenden Einblick in das Unterfangen zwischen Gefäß und freier Plastik, da sie – als reine plastische Form angelegt und entwickelt – doch ihren Ursprung, das benutzbare Gefäß nicht verleugnen.

 

 

Text von Valeriea Liebermann